Global Village (die Konferenzen)
Global Village 1995
Global Village 1996
Global Village 1997
Global Village 1999

1999 waren wir beteiligt an der NGO Internet Fiesta und - in neuer Zusammensetzung - an "Global Village 99" Das geplante 4. internationale Global Village Symposium mußte leider abgesagt und auf unbestimmte Zeit vertagt werden.

 
Architektur und Stadtplanung
im Zeitalter der Telekommunikation
Technische Universität Wien
Juni 1993
   
METROPOLITAN AREA NETWORK- MAN:

1) Einleitung:

Das nach dem DQDB-Prinzip (DISTRIBUTED QUEUE DUAL BUS) arbeitende System wurde in IEEE 802.6 standardisiert. Die technischen Komponenten wurden von der australischen Firma QPSX Communications LTD, einem universitätsnahen Gründerunternehmen, mit Unterstützung der Telecom Australia entwickelt. In Österreich wird dieses Produkt von der Firma Alcatel Austria AG an die Post geliefert.

Das MAN (METROPOLITAN AREA NETWORK) stellt ein vermitteltes Breitbandnetz dar. Es ist durch die im Ring verwendete Übertragungsgeschwindigkeit von 140 Mbit/s (dzt 34 Mbit/s) nicht nur viel schneller als herkömmliche Wähl-Datennetze, sondern es stellt ein Medium für gleichzeitige Übertragung von Daten-, Bild- und Sprachkommunikation dar.

Durch die verwendete Dual-Bus-Architektur kann eine sehr hohe Ausfallsicherheit garantiert werden.

Mittels Bildung von geschlossenen Benutzergruppen und Kontrolle der übermittelten Adressen können auch virtuelle Privatnetze mit hohem Zugangsschutz einfach realisiert werden.

National und international kann MAN als Weitverkehrsnetz (WAN) auch länderübergreifende Verbindungen zwischen LANs (LOKAL AREA NETWORKS) schaffen. Das System ist kompatibel mit dem ATM-Zellformat (ASYNCHRONOUS TRANSFER MODE). Die Überführung des DQDB-Systems zum ATM-System ist sehr einfach möglich.

2) Vergleich der Technologien:

Stellt man die Bandbreite dem Ausnutzungsgrad gegenüber, so können die bekannten Technologien eingeordnet werden:

Für Übertragungsraten bis etwa 64 kbit/s werden die herkömmlichen Datennetze verwendet - wie das paketvermittelnde Netz (DATEX-P), das leitungsvermittelnde Netz (DATEX-L), aber auch das Fernsprechnetz und dessen weitere Ausbaustufe das ISDN (Dienste integrierendes digitales Telekommunikationsnetz - INTEGRATETED SERVICES DIGITAL NETWORK). Bei geringerem Ausnutzungsgrad stellt sicher die Verbindung über Datex-P die kostengünstigste Lösung dar. Bei höheren Ausnutzungsgraden, jedoch geringer Übertragungsrate kann auch eine Verbindung über das Fernsprechnetz die kostengünstigste Lösung darstellen.

Mietleitungen (im Bereich bis etwa 2 Mbit/s) stellen bei hohem Ausnutzungsgrad die günstigste Verbindungsmöglichkeit dar.

LANs werden bei niedrigem Ausnutzungsgrad im Bereich um 2 Mbit/s bis etwa 20 Mbit/s verwendet. Für die Verbindung solcher LANs bietet sich das MAN im Bereich ab etwa 2 Mbit/s bis zu 140 Mbit/s bei mittlerem Ausnutzungsgrad an. Darüber hinausgehende Anforderungen an Bandbreite und Ausnutzungsgrad können durch ATM-Systeme abgedeckt werden.

Als Übertragungsmedien können für geringe Übertragungsraten Kupferdoppeladern bzw verdrillte Leitungen verwendet werden. Für höhere Geschwindigkeiten werden Koaxkabel und heute in verstärktem Ausmaß auch Lichtwellenleiter (bis zum Endgerät) verwendet.

Applikationen können nun in diese Bereiche eingegliedert werden, wobei bereits jetzt und verstärkt auch in Zukunft an die erforderliche Technologie immer höhere Anforderungen gestellt werden.

Lagen die bisherigen Anwendungen wie Alarmmeldungen, Telemetrie, Elektronik-Mail, Sprache im Bereich bis 64 kbit/s, so stellen hochwertige Audio-Übertragung, Facsimile und verschiedene Transaktionen bereits deutlich höhere Anforderungen an die benötigte Bandbreite.

Für File-Transfer bzw direkte Prozeßsteuerung werden heute Bandbreiten bis 10 Mbit/s gefordert.

Noch höhere Anforderungen stellen die Bereiche Computer Animation, Medizinische Bildübertragung und Video. Hier werden bereits Übertragungsraten im Giga-Bereich gefordert, damit die Visualisierung für den Benutzer komfortabel bleibt und dadurch angenommen wird.

3) Einbettung in die Standardisierung:

Das DQDB-Prinzip wurde vom IEEE (INSTITUTE OF ELECTRICAL AND ELECTRONIC ENGINEERS) als IEEE 802.6 in die Standardisierung aufgenommen. Das CSMA/CD-Prinzip (Carrier Sense Multiple Access with Collision Detection) - bekannt als "Ethernet" - wurde in IEEE 802.3 standardisiert. Das Token-Bus- und das Token-Ring-Prinzip sind als IEEE 802.4 bzw als IEEE 802.5 bekannt.

Das MAN-System ist kompatibel mit dem ATM-Zellformat (ASYNCHRONOUS TRANSFER MODE). Bereits 1989 hat ETSI (EUROPEAN TELECOMMUNICATIONS STANDARDS INSTITUTE) für MAN-Systeme den CBDS-Standard (CONNECTIONLESS BROADBAND DATA SERVICE) entwickelt. Der in den USA verwendete Standard der Firma Bellcore SDMS (SWITCHED MULTI-MEGABITS DATA SERVICE) spezifiziert ebenfalls einen Netzzugang zu DQDB.

4) Architektur des MAN-Systems:

Das System verwendet einen Hochgeschwindigkeits - Doppelbus, auf den zur Übertragung von Datenpaketen von vielen Knoten gemeinsam zugegriffen werden kann. Die Zugangsknoten sind über eine Logik zu Taktauffrischung und einem gesicherten Schreibzugriff mit dem Bus verbunden. Auf jedem Bus wird vom Kopfknoten eine leere Rahmenstruktur gebildet und diese Rahmen über den Bus verteilt. Jeder Rahmen besteht dabei aus Zeitschlitzen, deren Anzahl von der verwendeten Übertragungsgeschwindigkeit im Ring abhängt. Die Schlitze können für die Übertragung von asynchronen und isochronen Diensten genutzt werden. Bei isochronen Diensten werden die Zeitschlitze fix einer Relation zugeordnet, bei asynchronen Diensten stehen diese allen Knoten zur Verfügung, wobei die Zuordnung über eine Warteschlange erfolgt.

Jeder Schlitz wird in einzelne Segmente aufgeteilt um die mittlere Verzögerungszeit für einzelne Knoten zu minimieren. Zwei Bits im Kopf des Schlitzes werden zur Zugangssteuerung in den einzelnen Bussen (Vorwärts- und Rückwärtsbus) verwendet. Ein Belegt-Bit zeigt an, ob der Schlitz bereits belegt wurde und daher ein Datensegment enthält. Das Belegt-Bit wird vom jenem Knoten gesetzt, der die Erlaubnis hatte, das Datensegment zu füllen. Das Anforderungs-Bit wird von dem Knoten gesetzt, der ein Datensegment absetzen will. Es zeigt den in "Aufwärts"Richtung liegenden Knoten an, daß eine Anforderung in "Abwärts"-Richtung besteht. Jeder Knoten zählt die Zahl der unterhalb wartenden Segmente. Dieser Zähler wird reduziert, wenn ein leerer Schlitz in "Aufwärts"-Richtung vorbeikommt.

Sobald der Zähler auf Null steht, darf der Knoten einen leeren Schlitz mit Datensegmenten füllen. Auf diese Art wird eine große - über den gesamten Bus verteilte - Warteschlange gebildet und der Zugriff zum Bus gleichverteilt.

Teilnetze des Systems können als Punkt-zu-Punkt Verbindungen, offene oder ringförmige Busse konfiguriert werden.

Der schleifenförmige Bus ist ähnlich dem Ringbus, jedoch laufen die Daten nicht durch den Kopf des Busses. Durch die Schleifenbildung kann jedoch ein Selbstheilungsmechanismus zur Erhöhung der Redundanz realisiert werden: Bei Unterbrechung eines Busses kann das System dadurch geheilt werden, daß die Busköpfe und die Endknoten des Busses an beiden Seiten umkonfiguriert werden und die beiden Knoten, die der Unterbrechung am nächsten liegen, nun Kopfknoten werden. Damit wird wieder ein schleifenförmiger Bus gebildet, wobei jetzt die Busköpfe der beiden Busse in verschiedenen Knoten zu liegen kommen.

Ein MAN wird üblicherweise als ringförmiges Backbone-Netz gebildet, an das die Teilnehmer-Subnetze herangeführt werden. Mehrere MAN-Ringe können über Router verbunden werden. Verschiedene MAN-Netze können über Inter-Router verbunden werden, wobei die beiden Teilnetze weiterhin getrennt verwaltet werden können.

Grundsätzlich wird zwischen Direktanschlüssen und CGW-Anschlüssen unterschieden. Bei den Direktanschlüssen unterscheidet man zwischen 2 Mbit/s-Anschlüssen, bei denen die Schnittstellen Frame-Relay und E1 (CBDS-SMDS) angeboten werden. Weiters können LANs der Teilnehmer über Brücken, an die EGWs (EDGE GATEWAYS) im MAN-Ring herangeführt werden. Die TeilnehmerZugangsnetze (LANs) können gemäß "Etherent"- oder "Token-Ring"-Standard ausgeführt sein. Zusätzlich werden auch 34 Mbit/s-Anschlüsse mit der Schnittstelle E3 (CBDS-SMDS) angeboten. Für Anschlüsse, bei denen mehrere Schnittstellen am gleichen Ort erforderlich sind, können CGW-Anschlüsse (Customer Gateways) verwendet werden.

Folgende Teilnehmer-Schnittstellen stehen daher zur Verfügung:

  • Ethernet-Anschluß bis 10 Mbit/s
  • Token-Ring-Anschluß bis 16 Mbit/s
  • G.703 Schnittstelle für 2 Mbit/s
  • Frame-Relay-Anschluß bis 2 Mbit/s
  • CBDS-Anschlüsse 2 und 34 Mbit/s
  • geplant sind weiters X.25 und FDDI-Anschlüsse

Zur Überwachung des Systems dient ein NMC (Netz Management Center) das über Direktleitungen mit jedem Hauptring verbunden ist. Aus Sicherheitsgründen werden die Hauptringe durch eine zusätzliche Ersatzleitung abgestützt. Die Aufgaben des NMC können in die fünf Bereiche Konfiguration, Leistung, Fehler, Sicherheit und Verrechnung, die im folgenden näher erläutert werden, gegliedert werden:

Im Bereich des Konfigurations-Managementes ist insbesondere die im System integrierte Datenbank für alle Netz- und Benutzer-Elemente hervorzuheben. Die Erstellung und Verwaltung dieser Daten stellt eine der Hauptaufgaben dieses Bereiches dar. Dazu gehören auch das Laden von Software in die Prozessoren der Netzelemente, sowie das Verändern von Parametern oder Adresstabellen. Informationen werden an den Systembetreiber in Form von Events herangebracht.

Im Bereich des Leistungs-Managmentes werden Meßwerte in den Prozessoren der Netzelemente gesammelt und zwischengespeichert. Derartige Meßwerte stellen insbesondere Durchsatzraten, Paket- oder Segmentanzahl und Netzauslastung dar. In voreinstellbaren Meßintervallen werden die Daten gesammelt und nach bestimmter Zeit oder bei Vorliegen von besonderen Bedingungen an das NMC übermittelt. Dort werden diese Daten gespeichert und können direkt am Bildschirm des Betreibers dargestellt werden. Langzeitstatistiken oder History-Auswertungen dienen dabei zu Planung weiterer Ausbaustufen.

Im Bereich des Fehler-Managementes werden Fehlermeldungen durch vorwählbare Schwellwerte kategorisiert und an das NMC übertragen. Dort können diese unter Verwendung von Filtern dargestellt werden. Zu wichtigen Funktionen in diesem Bereich zählen auch automatisierte Prüfvorgänge bzw vom Betreiber angestoßene Prüfprozeduren, deren Ergebnisse ebenfalls sofort an das NMC übermittelt werden.

Im Bereich des Sicherheits-Managementes sind insbesondere die Prüfung der Adressen (Gültigkeit und Erlaubnis) und die Verwaltung von geschlossenen Benutzergruppen zu nennen. Selbstverständlich liegen hier auch die Aufgaben zur Absicherung des NMC gegen Unbefugte.

Im Bereich des Verrechnungs-Managementes sind alle Maßnahmen zur Sicherung und Aufzeichnung von Gebührendaten zu nennen. Die Aufzeichnung der Gebührendatensätze erlaubt der Gebührennachverarbeitung die Berechnung und den Versand der Kundenrechnungen gemäß den vorliegenden Tariftabellen.

5) Andere Länder:

In vielen anderen europäischen Ländern bestehen bereits seit einiger Zeit Pilotversuche mit MAN-Systemen. Die Schweiz hatte hier Vorreiterrolle mit einem im Juli 1991 bei der Post verwendeten Versuchssystem. Primär werden die MAN-Pilotnetze für medizinische Bilddatenübertragung bzw "Outsourcing" bei großen Konzernen verwendet. In Florenz wurde das System für die Fernschulung von Mitarbeitern verwendet.

In Deutschland laufen derzeit zwei getrennte Pilotsysteme in München und Stuttgart. Die sechs CGWs in Stuttgart verteilen sich auf die Firmen Daimler Benz und Porsche, sowie auf die Universität (Cray-Rechner). In München sind CGWs bei der Firma Siemens und bei der TU-München (Leibnitz-Rechenzentrum) aufgestellt. Ein CGW wird für postinterne Tests verwendet. Beide Systeme funktionieren bisher zur großen Zufriedenheit der Kunden und der Telecom. Das Stuttgarter Netz ist derzeit in Expansion begriffen, wobei bei der zuständigen Stelle der Telecom ein eigenes LAN im Bereich der Dienststelle mit dem MAN-System verbunden wurde, um bessere Kundenberatung durchführen zu können.

6) Datenschutz und Datensicherheit:

Bereits durch die Verwendung von Glasfaserkabeln ist die Abhörsicherheit in hohem Maße gewährleistet. Zusätzlich schützen Sicherheitsbereiche gegen unbefugtes Ausforschen von Daten (EGWs werden ausschließlich im Bereich der Post aufgestellt, da dort auch Management-Daten und Gebührendaten auflaufen. Die CGWs, zu denen nur Management-Daten übertragen werden, die für den jeweiligen Teilnehmer bestimmt sind, können auch im Teilnehmerbereich aufgestellt werden).

Weitere Sicherheit ist durch die Kontrolle der Adressen gegeben. Durch Adress-Validation werden die Sendeadressen am Ursprung auf Gültigkeit überprüft. Die Zulässigkeit einer Adresse kann durch Adress-Screening überprüft und durch Anlegen von Screening-Tabellen eingeschränkt werden. Dabei kann sowohl die Sendeadresse als auch die Empfangsadresse einer Einschränkung unterzogen werden. Zusätzlich ist die Bildung von geschlossenen Benutzergruppen möglich.

Der Zugang zum NMC unterliegt den üblichen Sicherheitsmaßnahmen, dh es existiert ein Paßwortschutz bzw ein direkter Anschluß für die Steuerung und Verwaltung des Netzes, sowie weiteren Sicherheitseinrichtungen.

Die Datensicherheit ist durch automatisches Bypassing von Knoten im Fehlerfall (Restsystem ungestört) und automatisches Selfhealing durch Umkonfiguration in hohem Maße gewährleistet. Durch Doppelabstützung des CGW kann auch bei Ausfällen der Leitung bzw im Falle von Störungen im zugehörigen EGW der Datentransport sichergestellt werden. Durch "alternate Routing" können Ersatzwege bereitgestellt werden, die im Fehlerfall automatisch aufgenommen werden.

7) Anwendungen:

Generell ist festzustellen, daß der Datenverkehr - ähnlich wie in LANs - primär als Bursty-Verkehr anzusehen ist und Anwendungen, die - über längere Zeit gesehen - eine volle Ausnützung der Bandbreite erfordern, eher über direkt geschaltete Leitungen abgehandelt werden sollten.

Bei einer typischen Verbindung eines PCs mit einem Host werden Perioden eines "quasi-offline"-Betriebes, bei dem kurze Anfragen an den Host, jedoch längere Zeiten des "Nachdenkens" oder der Berechnung im PC auftreten, mit jenen eines Batch-Betriebes abwechseln, bei dem größere oder große Datenmengen übertragen werden. Obwohl die "Pausenzeiten" bei höherer verwendeter Bandbreite gleich bleiben, ist doch eine deutliche Reduktion des gesamten Zeitablaufes ersichtlich. Zudem zeigt sich, daß bei derartigem Verkehr eine direkt geschaltete Leitung über längere Zeit ungenutzt oder nicht voll ausgenutzt wird. Durch die Ausnutzung einer sehr hohen Bandbreite für kurze Zeit kann jedoch viel Übertragungszeit eingespart werden, wobei durch kürzere Reaktionszeiten des Benutzers eine weitere Einsparungszeit erzielt werden kann.

In der folgenden Tabelle ist ein Vergleich der Übertragungsdauer für verschiedene Applikationen angeführt:

Anwendung

Daten-
volumen

Übertragungsdauer bei

 

in MByte

64kbit/s

2Mbit/s

34Mbit/s

Computer-Tomographie

0,5-1

1-2 min

2-5 sec

0 sec

CAD-File

1-5

2-13 min

5-25 sec

0-1 sec

Layoutseite

5-7

13-18 min

25-35 sec

1-2 sec

Röntgenbild

7-9

18-23 min

35-45 sec

2 sec

Chipentwicklung

8-12

20-31 min

40-60 sec

2-3 sec

Zeitungsseite (s/w)

25-35

65-91 min

2-3 min

7-10 sec

Computer-Simulation

1000-2000

43-86 Std

1-3 Std

4-9 min

Computer-Animation

1400-1600

60-69 Std

2 Std

6-7 min

 
Die folgenden Beispiele aus der Praxis mögen weitere Vorteile des Systems aufzeigen:

Simulation in der Autoindustrie: Üblicherweise wird ein neuer Fahrzeugtyp mittels CAD konstruiert und danach durch mathematische Methoden der Rastrierung für die Weiterberechnung aufbereitet. Diese Aufgabe ist zeitintensiv und wird auf Grafikarbeitsplätzen durchgeführt. In weiterer Folge werden Simulationen (Crash-Test, Schwingungsverhalten) mit Hilfe aufwendiger Computer durchgeführt. Diese Computer (Cray) müssen möglichst effizient eingesetzt und möglichst gut ausgenützt werden. Durch starke Vernetzung und hohe Übertragungsraten kann die Belegungszeit dieses Rechners durch einzelne Applikationen minimiert werden, womit die Gesamtauslastung steigt. Zudem sinkt die Wartezeit für den Nutzer.

Simulation von Umwelteinflüssen: Daten über unsere Umwelt werden an vielen Meßstellen erhoben und müssen an zentralen Stellen ausgewertet werden. Die Ergebnisse dieser Auswertungen sind möglichst schnell wieder an die Meßstellen zu übermitteln, damit Gesamteinflüsse für Entscheidungsfindungen herangezogen werden können. Dafür ist große Rechnerkapazität und hohe Übertragungsgeschwindigkeit erforderlich.

Verlagswesen (Zeitungen): Mehr und mehr werden Druckereien von den Redaktionen ausgelagert, um die Ressourcen besser nutzen zu können. Die in den Redaktionen erstellten Texte und Grafiken müssen zu einem möglichst späten Zeitpunkt an die Druckereien übertragen werden. Auch dafür stellt ein Man-System die nötige Bandbreite zur Verfügung.

Architekturbüro: Hier können Computeranimationen den Gang durch ein Gebäude simulieren und die Reaktion des Benutzers sofort mittels Simulation in die Konstruktion eingebracht werden.

Insbesondere der Abruf, die Übertragung und das Durchsuchen von Dateien bieten in den Bereichen Medizin (Röntgenbilder, Scannerbilder, Tomografie), sowie im Maklergewerbe (Bilder oder Videos von Objekten) und im Bereich der Werbung (Bilder und Videos) neue Aussichten.

Weitere Anwendungen, die auch private oder zumindest semiprofessionelle Anwender interessieren dürften, sind denkbar:

Fernseh-Verteildienste, bei denen aus einer großen Datenbank Fernsehprogramme (z.T. auch hochauflösende) in Echtzeit zum Kunden übertragen werden. Dabei kann bereits während der Verbindungsaufbauphase die Art bzw das entsprechende Video abgerufen werden.

Ähnlich sind auch HI-FI-Verteildienste denkbar.

Beim Bildtelefon können über dieses Medium zusätzlich zur Sicht- und Tonverbindung sogar Dokumente oder aufwendige Grafik übermittelt werden.

Auch Bewegtbild-Btx, bei dem im Gegensatz zum herkömmlichen Btx-System auch Video-Informationen übertragen werden können, bzw durch die hohe Übertragungsgeschwindigkeit große Files für Telesoftware leicht und effizient übermittelt werden können, ist Mulitimedia-Kommunikation in erreichbare Nähe gerückt.

Generell können durch derartige Breitbandsysteme natürlich auch Multimedia-Übermittlungen (also die Zusammenfassung von Sprach-, Bild- und Datenübertragung) einfach und effizient ohne gravierende Wartezeit für den Kunden übermittelt werden.

Die zunehmende Verbreitung des Angebotes an Kommunikationsund entsprechenden Endeinrichtungen wird die Palette der Möglichkeiten schon in naher Zukunft drastisch ausweiten.

8) Das Netz in Wien:

Im Pilotnetz in Wien wurden drei EGWs in den Fernmeldeämtern Dreihufeisengasse, Brünnerstraße und Arsenal betrieben. Diese EGWs waren unterschiedlich ausgelastet und daher unterschiedlich mit Einrichtungen bestückt. Die Kunden verteilen sich derzeit über Wien. Fast alle Kundenstandorte konnten durch Glasfaserkabel erreicht werden. Lediglich der Kundenanschluß in der Gudrunstraße wird mittels Richtfunkstrecke an das zugehörige EGW im Arsenal herangeführt.

Die Einrichtungen (bisher alles CGW-Anschlüsse) sind in abgeschirmten, HF-sicheren 19"-Kästen untergebracht. Am Kundenstandort ist ein Schrank erforderlich, wobei hier auch die Abschlußeinrichtungen für das Glasfaserkabel und die erforderliche Übertragungstechnik eingebaut sind. Die Stromversorgung für die Einrichtungen erfolgt durch 220V-Anschluß. An die in den Schränken ebenfalls eingebaute Brücke kann direkt das Kunden-LAN angeschlossen werden (Ethernet- oder Token-Ring-Anschluß).

Im gesamten Netz können derzeit etwa 1200 Anwender miteinander über die angeschlossenen LANs und das MAN-System kommunizieren, wobei einige Kommunikationsmöglichkeiten durch die Verwendung von Address-Screening eingeschränkt wurden.

Das gesamte Netz wird vom NMC, das ebenfalls im Gebäude Arsenal installiert ist, überwacht. Der dort verwendete Rechner der Firma TANDEM ist durch Dopplung ausfallgesichert. Ein "Rund-um-die-Uhr"-Dienst betreut auch diesen Rechner.

Gegen Jahresende 1992 wurde im gesamten System ein weiterer Softwarehub (Software 1A/B) eingebracht, wodurch insbesondere für den Betreiber Erleichterungen in der Bedienung und Wartung entstanden. (So können zB die Prozessoren der EGWs bzw der CGWs direkt über das MAN-System geladen werden, wofür bisher Standleitungen zu den einzelnen Teilnetzen erforderlich waren.) Diese Erleichterungen werden auch in verbesserter Performance für den Kunden zum Tragen kommen.

Im Anschluß daran erfolgte eine öffentliche Ausschreibung für die Erweiterung des Pilotnetzes über das gesamte Bundesgebiet. Diese wurde Ende März 1993 abgeschlossen und der Zuschlag an die Firma Alcatel Austria AG erteilt.

9) Entgelte:

Derzeit werden folgende Kosten in Rechnung gestellt:

  • Für die Herstellung des Anschlusses bis zur Grundstücksgrenze werden pauschal öS 200.000,- (für 2 MB-Anschlüsse nur öS 12.400,-) verrechnet. Dieser Betrag kann jedoch bei Vorliegen bestehender Glasverbindungen oder paralleler Verlegung von Glasverbindungen für andere Zwecke reduziert werden.
  • Für die Bereitstellung der erforderlichen Einrichtungen und den Transport der Daten wird bis voraussichtlich Jahresende 1993 ein monatliches Pauschalentgelt von öS 16.500,- für 2MB-Anschlüsse, bzw öS 45.500,- für LAN-Anschlüsse (4 bis 16 Mbit/s), öS 57.200,- für 34 Mbit/s-Anschlüsse und öS 78.000,- für CGW-Anschlüsse verrechnet.
  • Später werden verkehrs- und entfernungsabhängige Entgelte zusätzlich verrechnet, wobei in den oben angeführten Pauschalentgelten bereits ein bestimmtes Verkehrsentgelt enhalten ist.
  • Die Entfernungsabhängigkeit ist dabei durch drei Zonen (0 bis 50 km, 50 bis 150 km und über 150 km) gegeben.
  • Zusätzlich werden die Entgelte in der Nacht (18 bis 8 Uhr) und an Wochenenden und Feiertagen ermäßigt.

Generell ist jedoch festzustellen, daß der Dienst derzeit noch nicht flächendeckend angeboten werden kann.

Weiters ist festzustellen, daß der Datenverkehr - ähnlich wie in LANs - primär als Bursty-Verkehr anzusehen ist und Anwendungen, die - über längere Zeit gesehen - eine volle Ausnützung der Bandbreite erfordern, eher über direkt geschaltete Leitungen abgehandelt werden sollten.

10) Zukünftiger Ausbau:

Bis etwa 3. Quartal 1993 wird der im Wiener Raum bestehende Ring auf die Ringgeschwindigkeit 140 Mbit/s aufgerüstet werden und im Anschluß daran ein Ring über Österreich (Bundeshauptstädte außer Bregenz und Eisenstadt) mit einer Ringgeschwindigkeit von 34 Mbit/s installiert werden. Dieser Ring wird über Router mit dem "Wiener-Ring" verbunden werden. Weitere Erweiterungen werden durch Ausbau des Ringes mit weiteren EGWs bzw durch Bildung weiterer MAN-Inseln in den Bundeshauptstädten realisiert werden.

Für die weitere Zukunft sind die Einführung weiterer Softwarehübe (geplant 1C/D), das Hochrüsten des "Österreich-Ringes" auf 140Mbit/s, die Einführung von kostengünstigeren Heranführungstechniken und die Erweiterung zum ATM-System geplant.

11) Ansprechpartner:

    PTD-Graz, Abteilung 6
    G. Molnar, Tel.: 0316/880-2904

    PTD-Innsbruck, Abteilung 6
    Ing. M. Riegelhofer, Tel.: 0512/500-2651

    PTD-Klagenfurt, Abteilung 3
    Ing. M. Koch, Tel.: 0463/5311-2424

    PTD-Linz, Abteilung 5
    Ing. H. Brunner, Tel.: 0732/7721-2514

    PTD-Wien, Abteilung 17
    Ing. K. Zenz, Tel.: 0222/313 13-2173

Technische Fragen:

    Fernmeldetechnisches Zentralamt, Abteilung T
    Fernmeldeverwaltungsgebäude, Arsenal, Objekt 22
    1103 Wien, Postfach 111
    Dipl.-Ing. Walter Marxt, Tel.: 0222/797 11-3501
    Ing. Engelbert Herney, Tel.: 0222/797 11-3613
    Ing. Manfred Burghardt, Tel.: 0222/797 11-3618

Grundsätzliche Fragen:

    Generaldirektion der Post, Abteilung 26
    1010 Wien, Postgasse 8
    Dipl.-Ing. Wolfgang Michalke, Tel.: 0222/515 51-2621
    Ing. Gerhard Platzer, Tel.: 0222/515 51-2623

12) Zusammenfassung:

Der zunehmende Bedarf an Hochgeschwindigkeits-Datenübertragung zwischen LANs, Rechnern und Arbeitsplatzsystemen über weite Entfernungen kann durch großräumige Netze in Zukunft befriedigt werden.

Das MAN-System kann durch

  • die hohe Übertragungsgeschwindigkeit,
  • die direkte Anbindung der LANs an die Post-Einrichtung,
  • die Bereitstellung von isochronen Verbindungen,
  • durch die hohe Datensicherheit (auf technischem und organisatorischem Gebiet)
  • das Preis-Leistungsverhältnis auf diese Anforderungen reagieren.

Durch die Kompatibilität zum ATM-Zellformat ist auch die Zukunftssicherheit für den Ausbau zu einem künftigen ATM-Gesamtsystem gegeben.

 

 

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